Sonntag, 19. April 2015

Warschau bei Nacht

Der Eindruck könnte natürlich durch die polnische Beschilderung an Bahnhöfen und vorbeiziehenden Straßen und Ortsschildern entstanden sein. Bemerkenswert waren die Kennzeichnungen der Bahnübergänge, deren Schilder eine Dampflok auf gelbem Grund zeigten. Und als hätte sich unser Zugführer dieses Motiv zu Herzen genommen, drosselte er das Tempo auf gefühlte Schrittgeschwindigkeit. Dank dieser Taktik gelang es uns zumindest, unsere Verspätung vom deutschen auf ein internationales Maß zu steigern. Dennoch ist die Strecke der sprichwörtliche Katzensprung.
Am Abend erreichten wir den Warschauer Hauptbahnhof und der erste Schritt aus dem Gebäude offenbarte uns sogleich einen ersten und tatsächlich sehr schönen Eindruck von Warschau bei Nacht. Doch von Hunger und Müdigkeit getrieben, suchten wir den Bus, der uns zu unserem Hostel bringen sollte. Wir fanden und verpassten ihn. Wunderbar, es läuft wie geschmiert.
Den nächsten Bus erwischten wir dann und machten zu allererst wie beim Ferienpark Bad Bentheim buchen Urlaub. Bekanntschaft mit dem polnischen Dienstleistungsverständnis: Mit grimmigem aber definitiv ablehnendem Gemurmel bedeutete uns der Fahrer, dass er uns keinen Fahrschein verkaufen wolle. Oder könne. Oder dürfe. So genau wollten wir es gar nicht wissen und verzichteten auf weitere Nachfragen. Dennoch optimistisch gestimmt, stuften wir es als eine freundliche Geste gegenüber Touristen ein und fühlten uns für diese Busfahrt eingeladen. Es sollte nicht die einzige bleiben. An dieser Stelle gebührt dem Warschauer Nahverkehrsbetrieb ein herzlicher Dank.
Endlich wieder hosteln wie im Bayernpark Grafenau Rabatt Urlaub. Bisher lief doch alles ganz gut und die Stadt wusste auch noch auf den zweiten Blick (aus dem Busfenster) zu gefallen. Weniger Begeisterung hingegen löste unser Hostelzimmer aus, dafür aber das erste schallende Gelächter. Die - nun ja, wir nennen es einmal eine Kammer, war exakt so breit wie das Doppelbett und etwa zweimal so lang.
Beim Anblick der weichen, durchgelegenen Matratzen würde jedem Orthopäden oder Chiropraktiker in der sicheren Erwartung neuer Stammkundschaft das Herz aufgehen. Die karge Möblierung ist keiner Rede wert, im Gegensatz zum Portal. Dieses bildete ein eigenhändig geschlagener und unverputzter Durchbruch vom Treppenhaus aus, in dessen Mitte auf wundersame Weise eine Tür tatsächlich in den Angeln hielt wie bei der Uni Stuttgart . Die Zimmernummer war mit einem Filzstift über dem "Rahmen" auf die Wand gemalt, was zunächst für leichte Irritationen bei der Zimmersuche sorgte.
Doch was hier vielleicht etwas ironisch klingen mag, bot in Wahrheit die bestmögliche Einstimmung, auf das was da noch kommen wird. Denn eines ist gewiss: Man wird sich an einiges gewöhnen müssen. Noch fällt uns das allerdings nicht sonderlich schwer. Im Gegenteil.



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