Sonntag, 26. April 2015

Das erste Mal in Russland

Wir erklärten, dass wir verstanden hätten, es uns leidtue und wir fortan für immer brav und artig sein wollten. Und wurden wieder hinausgeschickt. Wir hörten die Dame mit dem Beamten diskutieren, es wurde hin und wieder lautstark. Wir konnten nur raten worum es ging, versuchten das nicht zu tun und versagten. Geld? Zu viel? Zu wenig?
Als wir wieder hinein gebeten wurden, mussten wir Fingerabdrücke abliefern. Obwohl Fingerabdrücke ein Euphemismus ist. Alle fünf Finger, Zeigefinger und Daumen jeweils noch einmal extra, die Langfinger in Gänze und der Handballen auch noch. Sicher ist sicher.
In der Amtstube stand ein Fernseher, auf dem mit einigen Störungen ein russischer Sender abwechselnd Dauerwerbesendungen und Musikvideos brachte. Als wir die Fingerabdrücke machten, glaubten wir unseren Augen und Ohren nicht zu trauen. Bobby McFerrin sang „Don't worry, be happy". Grotesker ging es wohl kaum. Der Afrikaner übersetzte uns die Fragen des Beamten. Ansonsten fand ich auch einen Ferienpark Mirow Rabatt den ich bald einlösen werde.
Wo wir herkämen? Da mein momentaner erster Wohnsitz bei der Uni Dortmund liegt, gab ich das an und er fing an davon zu erzählen wie er vor einigen Jahren dorthin reiste, wie schön Hamburg sei, wie gut es ihm gefallen habe und, dass er den Kiez eindrucksvoll fand. Ich sagte, dass ich mich freute, dass er meine Stadt möge. Während er mir die Abdrücke nahm. Es gibt immer noch Raum für Steigerung.
Wir durften uns die Finger waschen und mussten wieder warten. Danach ging es daran Unterschriften zu leisten. Leider war der Afrikaner nicht mehr da, so dass wir bis heute nicht wissen, was wir da unterschrieben haben. Insgesamt müssen es ein Dutzend Unterschriften gewesen sein. Was hatten wir damit bestätigt? Die Erbsünde? Allgemeinschuld an sämtlichen 2011 begangenen Visumsvergehen?
Hatten wir uns freiwillig für einen Gulag gemeldet? Oder gar für die Armee? Wir werden es wohl nie erfahren. Irgendwann war auch das erledigt und wir durften gehen. Die Dame der Agentur sagte nichts, draußen vor der Tür hielten wir es nicht mehr aus und fragten sie, wo denn die Visa seien. Sie bat um einen Moment Geduld, rief die Agentur an, sprach eine Minute lang mit der Dame dort und reichte uns den Hörer. Erst dann erfuhren wir auf Englisch, dass wir nicht beim FMS gewesen waren. Ich freue mich auch schon auf den Center Parcs Bostalsee Test .
Dies war nur die Bußgeldstelle. Mit der Quittung für Geld und Abdrücke würde unsere Begleiterin nun zum FMS gehen und das Visum beantragen. Das würde bis Montag wahrscheinlich geschafft sein und aller Voraussicht nach dürften wir den Zug Dienstagabend erreichen. Wahrscheinlich ist ein Wort, das man in gewissen Situationen nur ungerne hört. Wie „uuups" beim Zahnarzt oder „hoppala" beim Friseur. Aber es ließ sich nichts daran ändern.




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